Eiserne Ration

Für furchtlose und treue Württembergerinnen und Württemberger

6. Auflage  |  264 Seiten  |  19,90 Euro

 

Anno 2003 erschienen zur Rettung des Südturms des Ulmer Münsters und hergestellt in den Grafischen Werkstätten von Gustav Werners Reutlinger Bruderhaus.

Dieses »Schwäbische Schatzkästlein« enthält all jene Herz, Hirn  und Seele erfrischenden und stärkenden Kostbarkeiten aus Bibel und Gesangbuch, Literatur und Landesgeschichte, die intelligente und aufrichtige Landeskinder in der vormaligen »Gelehrtenrepublik Schwaben«, dem einstigen »Land der hellen Köpfe und der geschickten Hände«, als geistige Grundausstattung noch im Kopf oder wenigstens auf dem Nachttischle haben sollten – auch und gerade im Zeitalter der elektronischen Massenverdummung und der globalen Uniformierung.

Der Bogen spannt sich dabei von der Genesis im Alten Testament bis zur schwäbischen Schöpfungsgeschichte von Thaddäus Troll, vom Apostolikum bis zu Schillers »Die Worte des Glaubens«, von
Hölderlins Ode an das Neckartal bis zum »Necker« von Sebastian Blau, von Justinus Kerners »Preisend mit viel schönen Reden« bis zu Dietrich Bonhoeffers »Von guten Mächten«, von den »Stufen«
Hermann Hesses bis zu den »Schritten« von Albrecht Goes, von Christian Wagners »Sommer« bis zu Rilkes»Herbst«. Und von der »Magna Charta« des »Tübinger Vertrages« bis zu den Flugblättern
der »Weißen Rose«.

»Dieses Buch ist ja so was von schön ! Ich habe Krach gekriegt mit meiner Frau, weil ich die ganze Nacht darin gelesen habe.«
Richard Freiherr von Weizsäcker 2003 beim Familientag der Weizsäckers in Stuttgart, nachdem er (und sein Bruder Carl Friedrich) am Abend zuvor das allererste Exemplar der »Eisernen Ration« überreicht bekommen hatte. Es lag bis zuletzt auf seinem Nachttisch in Berlin.

»Dieses wunderbare Buch kann man sogar einem Atheisten schenken, ohne dass er es gleich in den Papierkorb wirft !«
Landesbischof Gerhard Maier 2003

»Tausend Dank dem Dr. Raff für dieses wunderschöne Buch !!!«
Eric Carle, New York (»Die kleine Raupe Nimmersatt«) 2005

Dank der Übernahme der Druckkosten der vierten Auflage durch den Mäzen Dr. Peter Linder in Stuttgart
konnten insgesamt 17 000 Exemplare an über 300 Kirchengemeinden, Kindergärten, Bürgerinitiativen, kulturelle, karitative und sonstige Organisationen im Ländle verschenkt und von diesen zum Preis von 20 € weiterverkauft werden. Wobei nicht selten pro Buch bis zu 1000 € hinzugestiftet wurden…

VORWORT

Unser geliebtes und gelobtes Land Württemberg
-    von Friedrich Hölderlin als „glückselig Suevien“ besungen –
-    von Ferdinand von Steinbeis als „das Land der hellen Köpfe und der geschickten Hände“ gepriesen
-    von Thaddäus Troll als „Gelehrtenrepublik Schwaben“ gerühmt –
-    von Hansmartin Decker-Hauff als
„Sonderanfertigung des lieben Gottes“ wissenschaftlich nachgewiesen –
ist dank der weltweit einzigartigen progressiven Bildungspolitik seiner zu Recht mit einer Marmorbüste in der Walhalla vertretenen Herzöge Eberhard im Bart und Christoph und auch des so vielseitig fruchtbaren Carl Eugen Jahrhunderte lang die intellektuelle Speerspitze im gesamten Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gewesen. Ausländische Reiseschriftsteller der Barockzeit berichten ebenso neidvoll wie bewundernd, hier seien die Bauern belesener und gebildeter denn anderswo in Europa der Adel. Und nirgendwo sonst auf Gottes ganzem Erdboden sind auf so engem Raum so viele Genies, Superhirne, Intelligenzbolzen, Obergscheitle, Käpsele, Tüftler, Brettlesbohrer, Erfinder, Weltverbesserer im besten Sinne des Wortes hervorgegangen wie hierzuländle.
Tu felix Suevia ! Hie gut Wirtemberg allewege !

Aber – dem Herrgott und der Kultusministerkonferenz sei’s geklagt –
S’isch nemme dess ! Se lobet’s afange nemme so…

Die Pisa-Studie brachte es für teures Geld an den Tag und zu Papier, was ein kostenloser flüchtiger Blick in unsere Parlamente, Universitäten, Straßenbahnen, Fußballstadien, oder auf die Stuttgarter Königstraße längst vor Augen führt, es geht abersche mit diesem Ländle und Völkle. Die guten alten Wirtemberger, „geschult an Brenzens Katechismus, Bengels Moral, Schillers Ästhetik, Mozarts Musik, Hegels Philosophie, Hölderlins Poesie, Silchers Liedern und Lists Ökonomie werden augenscheinlich immer rarer und drohen gar auszusterben.
Statt dessen wächst massenhaft eine globalisierte McDonalds-Degeneration von Discodackeln, und Kulturproleten, eine Ellenbogengesellschaft von Konsumidioten mit Mickymaushirnchen heran, deren menschliche und kulturelle Bedürfnisse mit Cebapp und Cola für den Bauch, Cowgummi und Comicheftchen für den Kopf, dem scheußlichen Schwachsinn des werbefinanzierten Doofelesfernsehens für die Glotzböbbel und der Kakaphonie kretinistischer Krakeeler für die Ohrläpplevollständig abgedeckt sind.

So sehen wir tränenden Auges und betrübten Herzensdas Elend: Die Kirchen werden immer leerer und die Zuchthäuser immer voller, die Habgierigen immer gieriger und brutaler, die Dummen immer dümmer und mehr. Mit erschröcklichen dämographischen Folgen für Politik, Kultur, Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Man lese doch mal wieder den VII. Band des weitsichtigen Standardwerkes „Der Untergang des Schwabenlandes“ aus der Feder des berühmten, aber schwäbischen KulturphilosophenProf. Dr. Carl Friedrich Freiherr von Fröschle!

In dieser Stunde höchsten intellektuellen Notstands und brachialer Bedrohung unseres vom Rohstoff Grips in den Hirnen seiner Landeskinder doch so existentiell abhängigen wirtembergischen Vaterländles erinnert sich der fast schon verzweifelte Verfasser der weisen Worte unseres Freunds und Landsmanns Friedrich Freiherr von Schiller:
„Ans Vaterland, ans theure, schließ dich an. Das halte fest mit deinem ganzen Herzen. Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft.“
Und er denkt an seine der Sielminger Schultheißenfamilie eines Philipp Matthäus Hahn entstammende liebe, gute und gcheite Großmutter Luise Raff (1887-1980), die als einfache Bauernfrau mit ihren sechs Jahren württembergischer Volksschule im hohen Alter noch mehr Verse von obgenanntem Dichterfürsten Schiller, von Hölderlin, Mörike, Uhland, Kerner und aus Lutherbibel und Evangelischem Gesangbuch auswendig hersagen konnte als alle Abiturienten im Lande mitnander.

Und er denkt an die Großmutter unseres Freunds und Landsmanns Bertolt Brecht, die fromme Friederike Gamerdinger, ein Bauernmädle aus Weil im Schönbuch, die ihrem Enkele mit biblischen Geschichten das Erzählen beigebracht hat, so daß er später auf die Frage nach seiner Lieblingslektüre antwortet: Sie werden lachen, die Bibel!“

Und diese drei und obendrein Hermann Hesse mit seiner in Kriegstagen verfaßten Antholologie „Hie gut Wirtemberg allewege!“ bringen ihn im „Jahr der Bibel“ auf den Gedanken einer papiernen Arche Noah, in der all jene Herz, Hirn und Seele erfrischenden und stärkenden Kostbarkeiten aus Bibel und Gesangbuch, Literatur und Landesgeschichte aufgenommen sind, die die hie und da noch verstreut vorhandenen aufrichtigen und klugen Landeskinder beiderlei Geschlechts in diesem einst „Edelstein tragenden Lande“ als intellektuelle Grundausstattung noch im Kopf oder wenigstens auf dem Nachttischle haben sollten. Und erhofft, mit diesem aus Platzgründen keineswegs vollkommenen „Schwäbischen Schatzkästlein“ einen bescheidenen Beitrag zur Rechristianisierung und Reintelligenzifizierung des deutschen Südwestens leisten und den nahenden „Fall and decline oft the swabian empire“ noch eine Weile aufhalten zu können. Brauchet’s ond bleibet xond!“

Und so fangen wir am besten gleich an mit dem Gleichnis aus dem 8. Kapitel des Lukasevangeliums, den Versen 5 bis 8:

Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen.
Und indem er säte, fiel etliches an den Weg und ward zertreten,
Und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf.
Und etliches fiel auf den Fels, und da es aufging,
Verdorrte es darum, daß es nicht Saft hatte.
Und etliches fiel mitten unter die Dornen;
Und die Dornen gingen mit auf und erstickten's.
Und etliches fiel auf ein gutes Land
Und es ging auf und trug hundertfältige Frucht.
Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat, zu hören, der höre!

Wer Augen hat, zu lesen, der lese !

Degerloch auf den Fildern,
am 735. Todestag Konradins von Schwaben
Gerhard Raff