Die Gschicht vom Mose

Verzählt vom Gerhard Raff, gmalt vom Dieter Gross und Bernd Stolz

3. Auflage  |  60 Seiten   |  19,90 Euro
 Mit einer vom Verfasser besprochenen CD

Auch in "fränggischer Fassung" lieferbar:
Di Gschichd vom Mose und de Zehn Gebode ● Ebenfalls mit CD

Nachwort

In jenen fernen, glücklichen Zeiten, da das dem Kanzler der deutschen Einheit , Helmut Kohl aus Oggersheim, zu verdankende private Doofelesfernsehen die öffentlich-rechtlichen Anstalten noch nicht infiziert hatte, (Zusatzanmerkung: und der Verfasser noch nicht durch Teufels treue Teufelchen von den Mikrofonen und Kameras der - zeitweise von seinem Herrn Vetter Fritz Raff seligen Angedenkens geleiteten - ARD ferngehalten und damit zum Hongerleider verurteilt worden war), überkam Edwin Friesch, den damaligen Unterhaltungschef des Südfunkfernsehens, die schöne und lobenswerte Idee, für die Adventsonntage nach der „Gschicht von dr Schepfong“ von Thaddäus Troll und Sebastian Blaus „Arche Noah“ und „Weggetaler Kripple“ noch eine „Gschicht vom Mose“ schaffen zu lassen. Und der von der Landshuter naiven Malerin Dorle Sturm illustrierte, von Uli Bühl musikalisch ausgestaltete, vom schwäbischen Burgschauspieler Walter Starz besprochene und unter der Regie von Erich Neureuther entstandene Fernsehfilm wurde an Weihnachten 1993 - und trotz der begeisterten Aufnahme durch die Zuschauer (wie übrigens auch die drei anderen obgenannten Kabinettstückchen) danach leider nie wieder - gesendet…

 

Buchrückseite

In Verehrung für
Johann Peter Hebel (1760-1826) und seine „Biblischen Geschichten“
(Stuttgart 1824 bei Cotta),
Sebastian Blau (1901-1986) und seine „Arche Noah“
und sein „Wegge’taler Kripple“ (Stuttgart 1988/89 bei Thienemanns) und
Thaddäus Troll (1914-1980) und seine „Gschicht von dr Schepfong“
(Hamburg 1980 bei Hoffmann und Campe)
erzählt der für seine „freche Gosch und Feder“ bekannte Schriftsteller
Gerhard Raff – seit seinem mehrfach preisgekrönten Klassiker
„Herr, schmeiß Hirn ra!“ (Stuttgart 1985 bei der Deutschen Verlags-Anstalt) laut DVA weltweit „meistgelesener Dialektautor der Gegenwart“ –
frisch, fromm, fröhlich, frei die aus Kindertagen altvertraute Geschichte von Mose und den Zehn Geboten in der neben Griechisch und Lateinisch wichtigsten Kultursprache des Abendlandes,
in schönster schwäbischer Mund-Art.
Seine Landsleute Professor Dieter Groß und Bernd Stolz haben das alles (Zusatzanmerkung: alldieweil der SDR nach seiner Fusion mit dem SWF zum SWR
die zauberhaften Zeichnungen der Landshuter Künstlerin Annegert Fuchshuber verschlampert und vernichtet hatte) mit ebenso originellen wie faszinierenden farbigen Bildern noch veredelt und so ein Buch für ewige Zeiten geschaffen – also solange es eben die Schwaben, den intelligenteschten, liebenswürdigschten und zugleich bescheidenschten unter den Stämmen Germaniens, gibt.

Bereits fünf Tage nach der Buchpremiere bei Hugendubel in Stuttgart waren die 5000 Exemplare der ersten Auflage vergriffen und konnten in der Druckerei der Grafischen Werkstätten von Gustav Werners Bruderhaus in Reutlingen zu deren Überraschung und Freude die nächsten 5000 Stück in Auftrag gegeben werden.

Den Erlös dieses Bestsellers hat der Verfasser hauptsächlich für die Restaurierung der Mühlhäuser Veitskapelle ("ein Stück Prag am Neckarstrand") bestimmt:
"Das Stuttgarter Rathaus und die Veitskapelle in Mühlhausen haben eines gemeinsam:
Sie sind leider beide oben nicht mehr ganz dicht.
Aber die Veitskapelle ist noch zu retten."
Spendenkonto: Förderverein Veitskapelle e.V.
IBAN DE65 6005 0101 0002 5961 58

Aber auch zahlreiche andere Projekte in aller Welt wurden mit dem "Schwäbischen Mose" kräftig unterstützt.
Ein Beispiel unter vielen: So erbrachte etwa eine Lesung anno 2011 in der Köngener Zehntscheuer über 16 000 €, im Jahr darauf genau 16 411 € für die Stiftung La Sonrisa de los Niños – Hilfe für Kinder in Mittelamerika – Fundación Peter Wochinger für eine Schule in Guatemala…

LESEPROBE

Ond dort uffem Berg Sinai hat dr Herrgott dem Mose no die heilige Zehn Gebot gebe, dass die Israelite drnach lebe sollet.

Aber net bloß die, sondern au die Sachse ond die Schlesier,
die Hesse, die Holsteiner ond die Hanseate, die Westfale
ond die Nord- ond Ostfriese ond die Südschleswiger,
die Tiroler ond die Thüringer, die Ober-, Mittel- ond Onterfranke,
die Bayre ond die Preiße, ond nadierlich erst recht mir Schwabe
vom Asperg ond von dr Hornisgrinde bis na zom Arlberg ond
zom Sankt Gotthard, ond vom Vogesekamm bis nüber zom Lech
– ond überhaupt älle Leut uff dere weite Welt.

Ond dass se ‘s besser bhalte könnet ond nie meh vergesset,
hat’s ehne dr Herrgott schriftlich gebe ond oigehändig
mit Hammer ond Moißel uff zwoi Stoitafle nuffgschriebe ghet.

„Jetz gang ane!“ hat dr Herrgott gsait.
„Nemm se ond breng se na zu deim Volk.
Ond haltet euch dra ond lebet drnach en älle Ewigkeit. Amen!“

Ond dr Mose hat gfolgt ond die zwoi schwere Tafle ontern Arm klemmt
ond hat se den Berg nagschloift.

Ond wie no des Volk Israel emmer no so brav daghockt isch,
hat sich dr Mose drzuenagsetzt ond hat’n die zehn Gebot vorglese
ond ois oms ander verkuttlet, dass die des ja älles au kapieret,
ond der berühmte Herr Dokter Martin Luther aus Witteberg hat se ihm
en seiner ganze Gscheitheit helfe ens Hochdeutsche übersetzt:

Des erste Gebot:

„Ich bin der Herr, dein Gott,
du sollst nicht andere Götter haben neben mir!“

Was hoißt des? Des hoißt:
Mir sollet nebe onsrem Herrgott koine Herr¬göttle meh han, sondern bloß ehn möge ond ehm vertraue.
Er wird’s scho recht mache.

Ond onter ons:
Die ganze Götze führet oin doch bloß ens Oglück ond ens Elend. Ond mit dem gschissene Gelddeifel isch garantiert ond ganz gwieß no neamerts glücklich worde.



Des zwoite Gebot:

„Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes,
nicht unnütz gebrauchen!“

Was hoißt des? Des hoißt:
Mir sollet mit onserm Herrgott seim Name net Hugoles treibe ond net flueche, net schwöre ond Lug ond Trug ond ällen Bleedsenn bleibe lasse.
Em Gegetoil, mir sollet zuen’em bette, ehn lobe ond preise ond ehm Dankschee sage, solang mr schnaufe könnet! Halleluja!

Ond onter ons:
Ihr Kreuzgranateseckel!
Euer grausliches Geflueche mit dem Herrgozack ond Heilanzack ond so, des lasset mir fei bitte bleibe, denn so fluchet doch bloß Saudackel ond Arschlöcher. Hemmelstuegertsapperment aber au nomol!  



Des dritte Gebot:

„Du sollst den Feiertag heiligen!“

Was hoißt des? Des hoißt:
Mir sollet am Sonntich a Rueh gebe ond nex schaffe,
weil onser Herrgott, wien’r dui Welt gmacht hat,
am siebte Tag au uff sei Bänkle ghockt isch ond ausgrueht ond ausgschnauft hat.

Ond onter ons:
Ausnahme geltet aber für Feuerwehrleut, Dokter,
Schwestre ond Hebamme, Pfarrer, Mesner ond Organiste, Kellner ond Köch ond die Eisebahner ond Straßebahner, ond so weiter...



Des vierte Gebot:

„Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren,
auf dass du lange lebest in dem Lande,
das dir der Herr, dein Gott, geben wird!“

Was hoißt des? Des hoißt:
Mir sollet zu onsre Leut ihrer Lebtag lang lieb ond aständig sei ond se emmer en Ehre halte, grad so, wie mir wöllet, dass es ons em Alter au amol net dreckig gmacht wird.

Ond onter ons:
Wer hat denn ons Würmle onter Schmerze uff dui Welt bracht ond isch Tag ond Nacht für ons da gwä 
ond hat die verschissene Wendle gwäsche ond ons gstreichlet ond großzoge ond ons rausgfuetteret
ond ons ebbes Gscheits lerne lasse?!



Des fönfte Gebot:

„Du sollst nicht töten!“

Was hoißt des? Des hoißt:
Mir sollet neamerts ombrenge, net mit de Händ, net mit’m Messer oder Gwehr, net mit Gift em Esse ond Trenke. Sondern mir sollet Friede halte mit de Leut ond mit dr Natur. Mit äller Kreatur Ond mir sollet freundlich sei zu onsre Nachbar em Haus, en dr Gass, em Flecke, em Wirteberger Ländle, em große Vatterland, en Europa ond uff’m ganze Globus,
ond au nie koin Grond gebe für Gezerfe ond Krieg.

Ond onter ons:
Mir brauchet au net äll Tag a Schnitzel oder a Ripple
oder a bratets Göckele vervespre. Die Tierle wöllet au lebe!



Des sechste Gebot:

„Du sollst nicht ehebrechen!“

Was hoißt des? Des hoißt:
Mir sollet koine Casanova oder Cleopatra sei,
ond mir sollet ja net nebenausgange, ond wenn’s no so schee wär, ond koine Eheleut ausananderbrenge,
sondern gucke ond älles mache, dass se beinanderbleibet.
Ond a jedes soll halt den Mensche en Arm nemme
ond an des Mädle, an den Kerle naschlupfe ond naschneckle, wo ons dr Herrgott rausgsuecht hat, ond treu bleibe bis ens Grab. Ond älle andre soll mr’s Hosedierle zuenähe.

Ond onter ons:
Es soll neamerts sei oiges Glück uff dem Oglück von andere uffbaue. Des macht nämlich net selig.



Des siebte Gebot:

„Du sollst nicht stehlen!“

Was hoißt des? Des hoißt:
Mir sollet’s Stehle verhebe ond net en ander Leut ihre Tasche oder Portmonnee neilange. Ond mir sollet neamerts austrickse, reilege oder übers Ohr haue.
Ond mir sollet au druff uffpasse, dass koim ebbes wegkommt. Dadrfür mueß mr aber au jedem, wo sich ehrlich abrackert uff dere Welt, so en Zahltag gebe, dass zom Lebe langt.

Ond onter ons:
Obacht, viele Räuber laufet net en grobgstroifte Zuchthausklamotte, sondern en piekfeine Azügle mit Nadelstroife rom.



Des achte Gebot:

„Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten!“

Was hoißt des? Des hoißt:
Mir sollet nex Orechts romverzähle ond koine Lugebeutel ond Intrigante sei, net onser Maul verreiße beim Raatsche ond beim Baatsche.
Ond mir sollet au koin Dreck rausschwätze ond koi wüeschts Zeugs. Ond andre Leut net no schlechter mache, als wie se sowieso scho send.

Ond onter ons:
Mancher lüegt wie druckt, ond mancher druckt wie gloge.



Des neunte Gebot:

„Du sollst Dich nicht lassen gelüsten deines Nächsten Hauses!“

Was hoißt des? Des hoißt:
Mir sollet de andre Leut net ihr Dach überm Kopf wegbscheiße, ob mit oder ohne Rechtsverdreher,
ond se au net aus ihrer Stub nausjage ond om ihr Hoimet brenge. Em Gegetoil, mir sollet em Nachbar beim Häuslebaue helfe, den Speis amache ond die Bachstoi nufftrage ond die Dachplatte drufflege.
Ond gucke, dass sei Bausparvertrag nauslangt,
ond dass’r ja net vergantet wird.

Ond onter ons:
D’Ratte ond d’Mäus sottet älle dene miese Mietwuecherer ihre ganze Geldschei ufffresse.



Des zehnte Gebot:

„Du sollst Dich nicht lassen gelüsten deines Nächsten Weibes, noch seines Knechts, noch seiner Magd, noch seines Ochsens, noch seines Esels, noch alles, was dein Nächster hat!“

Was hoißt des? Des hoißt:
Mir sollet net mit ander Leut ihre Weiber rompoussiere ond ehne scheene Äugle mache, net am Gartezau ond net amol bei dr Fasnet. Ond mir sollet au net em Nachbar seine Äpfel ond Zwetschge
ond Kirsche klaue ond sollet ehm äll sei Hab ond Guet gönne ond ehm nie net neidich sei.

Ond onter ons:
Dem ganze oselige Spekulantepack aber, dene geile Geizkräge, dene Heuschrecke ond Haifisch, dene raffgierige Rüepel, die wo nie net gnueg kriege könnet, dene sott mr endlich amol richtig de Rache stopfe, dass se an ihrem Reichtum versticke dätet.
Denn wie die Saukerle mit onsrem Herrgott seire Welt ond Schöpfong, mit dem Sach von onsre Kender ond Kendeskender omsprenget, da isch doch koi Sege druff.



 

Sodele. Des wär’s. Ond dr Mose isch ge vespre gange ond hat a Gläsle Trollenger tronke ond a schwarze Wurst ond en Schwartemage verdruckt.

Des send also die heilige Zehn Gebot.


Ond die send so wichtig für de ganz Welt, ond da stoht ja au älles dren, dass älles uff Gottes Erdbode greglet ond en Ordnong wär, wenn sich da bloß älle dra halte dätet.

Ond no gäb’s ja koine Räuber meh ond koine Verbrecher, koine Diktatore ond koine Folterknecht.

Ond Poleziste ond Soldate wäret arbeitslos, ond die Generäl könntet endlich au amol ebbes Gscheits schaffe.

 

Ond mir bräuchtet koine Zuchthäuser meh ond koine Kaserne, ond au net so viel Altersheim.

Ond des Lebe wär bloß a Zehntel so teuer ond hondertmol so schee.

Ond mir wäret fast wieder em Paradies,  wo ja bekanntlich älles amol agfange hat.

Aber was macht dui Menschheit, dui bleed Bagasch? Dui pfeift druff ond lässt den liebe Gott en guete Ma sei.
Ond se tanzet lieber om des Goldene Kalb, die Rendviecher. Ond brenget sich voll selber om en ihrer Habgier ond Dommheit. Die Hurgler, die Hamballe, die Halbdackel! Also noi, da könntesch doch grad uff dr Sau naus!

O tempora, o Moses!
O Heimatland!
O Herr, schmeiß Hirn ra!


Die Gschicht vom Mose - fränkisch

 

Ins Fränggische versedzd vom Manfred Kern

Nach dem sensationellen Erfolg des "Schwäbischen Mose" - schon fünf Tage nach der Buchpremiere durfte der Druck in dei 2. Auflage im Reutlinger Bruderhaus in Auftrag gegeben werden - kam aus dem Frankenland die Anregung zu einer fränkischen Übersetzung.

Mit dem in Rotheburg geborenen, jetzt in Coburg lebenden und schaffenden Schriftsteller Manfred kern fand sich ein Meister der fränkischen Feder, der diese schöne Aufgabe meisterlich erledigt hat.